„Vom Wiegen wird die Sau nicht fett!" Prof. Dr.-Ing. Schaffner zum Kennzahlen-Paradoxon auf der tekom Frühjahrstagung 2018
Prof. Dr.-Ing. Michael Schaffner vertrat auf der von knapp 500 Gästen besuchten tekom-Frühjahrstagung in Koblenz die provokante These: „Kennzahlen sind bei KMU und auf Abteilungsebene angekommen, schießen aber oft aufgrund nachlässiger Handhabung am Ziel vorbei.“
Der für den Bereich Wissensmanagement im KCT KompetenzCentrum für Technologie- & Innovationsmanagement der FOM kooptierte Wissenschaftler, der am Hochschulzentrum Berlin lehrt, ging in seinem Vortrag unter anderem auf die Notwendigkeit eines wissenschaftlichen Ansatzes zum besseren Verständnis und Umgang mit Kennzahlen ein.
Seine Argumentation war: Kennzahlen sind verführerisch, bergen jedoch die Hoffnung, alles im Griff zu haben. Und wer Kontrollverlust vermeidet, lebt stressfreier. Das Paradoxon sei aber: Prozesse werden durch Kennzahlenerhebung ebenso wenig optimiert, wie Säue durch wiegen fetter oder Schüler durch testen schlauer werden. Letztlich kann das Stresspotential also steigen, wenn sich das erwartete Ergebnis nicht einstellt. Es gehe vielmehr um den Umgang mit Kennzahlen, wie beispielsweise die Einhaltung von Gütekriterien oder die Interpretation von Kennzahlen.
Kennzahlen (oder KPI: Key Performance Indicators) seien „en vogue“. Als die „Sprache der Manager“ bezeichnet, erhoffen sich viele durch ihre Verwendung mehr Anerkennung, vermutet Schaffner. Es sei aber auch festzustellen, dass mit Kennzahlen – oft aus Scheu vor dem Aufwand oder Unkenntnis über das Vorgehen – nachlässig gearbeitet werde. Oft fehle es in der Erhebung, Auswertung und Interpretation der Kennzahlen an Stringenz. Doch dann verlören diese Maßzahlen und deren Überbringer ihre Glaubwürdigkeit. Eindeutigkeit, Glaubwürdigkeit und Widerspruchsfreiheit seien bei Erfolgskennzahlen zu beachten.
„Kennzahlen sind eine wichtige Steuerungsgröße“, so der Wissenschaftler, „doch ähnlich wie bei GPS-Koordinaten sind diese ohne GPS-Gerät, Routenplaner oder Outdoorkarte wenig hilfreich. Das Navigationskonzept der Kennzahlen heißt ‚Controlling‘, zur Sicherstellung der Rationalität der Unternehmensführung und Entscheidungsfindung. Im Controlling wird zunächst festgelegt, mit welchen Kennzahlen im Optimalfall zu arbeiten ist und wie diese zu interpretieren sind. Ganz grotesk wird es, wenn Kennzahlen erhoben und dann Sinnstiftungen hineinmystifiziert werden, nach dem Motto ‚Was könnte uns diese Kennzahl sagen?‘“
Wer also Unklarheiten und Widersprüchlichkeiten vermeiden möchte, müsse systematisch vorgehen (vgl. Abb.). Hilfreich können hier die Stakeholder-Analyse oder die Balanced Scorecard sein. Ganz wesentlich sind aber laut Professor Schaffner drei grundsätzliche Überlegungen: „Korrelation ist nicht gleich Kausalität, Kostencontrolling allein schafft weder Effizienz noch Effektivität und empirische Gütekriterien sichern die Aussagekraft von Kennzahlensystemen.“
21.06.2018
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