Erster Tag des Wirtschaftswissenschaftlichen Forums liefert Impulse für Wissenschaft und Praxis
60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, über 20 Vorträge auf türkischer, englischer oder deutscher Sprache und eine ganze Reihe engagierter Diskussionen und Gespräche während und am Rande der Veranstaltung. Die Bilanz von Tag 1 des 2. Wirtschaftswissenschaftlichen Forums an der FOM Hochschule in München fällt positiv aus. „Getreu dem Titel der Veranstaltung – ‚IT und Innovationsmanagement – deutsche und türkische Perspektiven für den wissenschaftlichen Diskurs und zur Erschließung von praxisrelevanten Erfolgspotenzialen‘– sind viele neue Impulse gesetzt und Kontakte geknüpft worden“, freut sich Prof. Dr. Thomas Heupel.
Der Prorektor Forschung der FOM Hochschule hatte das internationale Publikum im FOM Hochschulzentrum in der Hopfenpost begrüßt – und das Wort dann an den Vize-Rektor der Atatürk Universität Erzurum übertragen. Mehmet Takkac lobte in seiner Begrüßung die erfolgreiche Zusammenarbeit der beiden Hochschulen im Rahmen des BMBF geförderten Projektes E2E – Building a Bridge on Science. Die Kooperation und die Veranstaltung würden neue Möglichkeiten für den Austausch zwischen Deutschland und der Türkei eröffnen. „Ich glaube, dass hieraus Innovationen für die Praxis, gemeinsame Joint-Ventures und weitere Projekte entstehen werden“, stellte Mehmet Takkac mit Nachdruck fest. „Das wird dazu führen, dass Universitäten, Industrie und öffentliche Einrichtungen effektiver und produktiver arbeiten können.“
Diesen Gedanken setzte Prof. Dr. Haci-Halil Uslucan in seiner Keynote vor. Der wissenschaftliche Leiter des Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung betonte, welche wirtschaftlichen und kulturellen Potenziale durch Zuwanderung freigesetzt werden können. „Vorurteile und Stereotype führen zur Diskriminierung, und Diskriminierung hat auch betriebswirtschaftliche Kosten. Deshalb gilt es, in Deutschland einen Perspektivwechsel in Sachen Integration vorzunehmen sowie eine stärkere Willkommenskultur aufzubauen. Denn“, so seine These, „Technologie, Talent und Toleranz zahlen sich definitiv aus.“
IT im Bildungssystem und als volkswirtschaftlicher Faktor
Wie wichtig der Technologie-Faktor ist, wurde im Track „IT im Bildungssystem und als volkswirtschaftlicher Faktor“ deutlich. Kerem Karabulut und Ali Shahinpour setzten sich mit dem Einfluss der Informations- und Kommunikationstechnologie auf das volkswirtschaftliche Wachstum auseinander. Sinan Kul und Üstün Özen stellten eine Analyse der Erfolgsfaktoren in der Ausbildung zur informationstechnischen Programmierung vor. Einblicke in einzelne Projekte gewährten Abdullah Naralan sowie Daha Orhan, Embiya Celik und Arif Das. Sie präsentierten Fehlerszenarien von Wissenssystemen im Zeitverlauf von Caykur (2006 bis 2015) bzw. den digitalen Wandel im türkischen Bildungssystem am Beispiel des Fatih-Projektes.
Volkswirtschaftliche Betrachtung
Parallel ging es um volkswirtschaftliche Betrachtungen im Ländervergleich. Andreas Kladroba stellte Forschung und Entwicklung in Deutschland und der Türkei gegenüber, während Prof. Dr. Winand Dittrich vom KompetenzCentrum für interdisziplinäre Wirtschaftsforschung & Verhaltensoekonomie den Fachkräftemangel mit Blick auf Akademiker und Studierende aus der Türkei beleuchtete. Abschließend zeigte Prof. Dr. Gerald Mann die Auswirkungen von TTIP auf die Türkei auf. Fazit des FOM VWL-Experten: „Die politische Konstellation ist günstig für die Durchsetzung türkischer Wirtschafts- und Handelsinteressen.“
IT im Gesundheitsbereich
Einer der Schwerpunkte im Track „IT im Gesundheitsbereich“ hieß Big Data: Sascha Koch, Rüdiger Buchkremer und Christoph Winter von der FOM Hochschule befassten sich mit Text Mining im Gesundheitsbereich, während Rainer Lutzes Vortrag unter dem Titel „Big Data aus dem Smart Home“ stand. Er setzte sich mit digitalen Geschäftsmodellen für den Gesundheitsbereich auseinander. Einen Vergleich stellte Prof. Dr. Arno Elmer an. Der eHealth-Experte der FOM nahm die Implementierung von eHealth-Anwendungen in der Türkei und Deutschland ins Visier.
IT: an economic and social perspective
Nach der Mittagspause ging es mit der sozialen und ökonomischen Perspektive auf IT weiter. Üstün Özen, Mehmet Cem Bölen und Orhan Celiker stellten eine Fallstudie der Atatürk Universität zu einem Exam Management System vor. Nasrin Javani, Ali Sattari und Ali Shahinpour setzten sich mit den Effekten von IKT auf Handelsdefizite auseinander.
Innovationen aus KMU Perspektive
Parallel wurde das Thema Innovationen aus Sicht kleiner und mittelständischer Unternehmen betrachtet. Den Anfang machte Stephan Schöning. Er befasste sich mit Risikocontrolling in KMU. „Unternehmensbewertung als Instrument des Innovationsmanagement in der Türkei“ hieß der Titel des Vortrags von Sven Lauterjung, während Prof. Dr. Leif-Erik Wollenweber von der FOM Hochschule Antworten auf die Frage lieferte, wie Management und Produktinnovation in KMU aussehen können.
IT im Human Resource Management
Der letzte Track des Tages stand unter dem Titel „IT im Human Resource Management“. Prof. Dr. Ricardo Büttner vom mis Institute of Management & Information Systems gewährte Einblicke in das Forschungsprojekt efficientRecruiting 2.0, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unter dem Kennzeichen 03FH055PX2 gefördert wird. Er stellte heraus: „Aus den Daten, die in sozialen Netzwerken hinterlegt sind, lässt sich feststellen, ob ein Bewerber zu dem jeweiligen Unternehmen sowie seinen zukünftigen Aufgaben passt.“ Umgekehrt lasse sich auch eine Prognose erstellen, wie die Kultur eines Unternehmens aussehe.
Anschließend trat Severin Thelen ans Podium. Sein Thema: „A Stochastic Analysis Method for Profit Estimation by Predictive Analytics”. Es folgte ein Vortrag von Kübra Akdas. Sie ging auf die Rolle von Informationssystemen in Personalmanagement, -auswahl und -entwicklung ein. Wie Studierende der Atatürk Universität soziale Medien wie Facebook und Twitter nutzen, beantwortete Adnan Kücükali. Abdulkadir Özdemir und Ahmet Kamil Kabakus setzten sich mit dem Einsatz von Informationsmanagementsystemen „as a software service“ in staatlichen Krankenhäusern auseinander.
Den Bogen zum Anfang der Veranstaltung schlug Prof. Dr. Üzün Özen: Er fasste die wichtigsten Thesen der Referenten zusammen und gab einen ersten Ausblick auf das Programm des kommenden Tages.
Stefanie Bergel, Referentin für Forschungskommunikation
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